02.08.12
Kapitel 8

Drehwurm

Bild_1Wir müssen uns langsam auf die Socken machen und den Dom Dom sein lassen.

Zwar haben wir noch Zeit für den Besuch der Reichstagskuppel, aber wir haben keine Ausdrucke unserer Internetvorbestellung. Also werden wir vorsichtshalber nachfragen, was zu machen ist.

So müssen meine schmerzenden Beine mich weiter tragen. Vorbei an Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett erreichen wir wieder das Brandenburger Tor und steuern den Reichstag an.

Es ist 17:20 Uhr, um 18:30 wäre unser Termin. Freundlich lächelnd streben wir auf den Sicherheitsbeamten zu und werden zum „Mann mit der Liste“ vorgelassen. Marion hat unsere Ausdrucke im Hotel vergessen, wo sie extra von der netten Rezeptionistin ausgedruckt worden waren. Also hat sie mir eingebläut, mich nicht zu verquasseln. Dabei kann sie das viel besser als ich. So erfährt der gute Mann nun von uns, dass die Bestätigungsmail uns nicht erreicht hat, bevor wir abgefahren sind. Nun ja, das ist ja noch nicht einmal geflunkert.

Der gute Mann schaut nur auf seine Liste und meint, wenn wir hier draufstehen, dann dürfen wir auch rein. Schon hat er uns auf der Liste ausgemacht und wir dürfen uns der an DDR- Zeiten erinnernden Sicherheitskontrolle unterwerfen. Wir könnten ja Mama Merkel Böses wollen. Zum Beispiel könnte ich aus der Kuppel direkt in den Plenarsaal springen und Merkel auf dem dabei entstehenden Fettfleck ausrutschen. Oder so.

Bild_4Nachdem wir durchleuchtet und durch die Luftschleuse geschoben wurden, erreichen wir die Kuppel. Eine mächtige Haube aus Glas mit einem Durchmesser von 38 Metern wölbt sich über uns. Mit unseren Audiophonen ausgestattet, erklimmen wir die gleichmäßig ansteigenden, 1,8 Meter breiten Laufstege entlang der Glaswände. So geht es immer rund herum, innen um die Kuppel rum -und mit jeder Spiralbahn steigen wir höher hinauf. Den Drehwurm verhindere ich durch ständiges „Durch – die – Gläser - fotografieren“.

Die Kuppel hat in der Mitte 360 Spiegelelemente, die das Tageslicht in den darunter liegenden Plenarsaal leiten. Es ist aber auch ganz lustig anzusehen, wie diese Spiegel die Besucher „durcheinander spiegeln“. Auf dem 230 Meter weiten Weg nach oben wird mir hübsch warm. Oben angekommen befinde ich mich in etwa 40 Meter Höhe. Bis zum Dach auf dem die Kuppel steht dürfte ich etwa 23 Meter hinabstürzen. Schöne Aussichten.

Hinab geht es auf der um 180 Grad versetzen Abwärtsrampe. Oh, welch fröhlich Dreh.

Bild_10Wir beenden unseren Drehwurm und schlendern in Richtung Bushaltestelle.Die weißen Kreuze, die wir am Wegesrand aufgebaut sehen, erinnern an die Todesopfer an der Berliner Mauer.

Heute werden wir im Kultürzeit, ein Restaurant in der Nähe unseres Hotels, essen. Zuvor geht aber ein starker Gewitterschauer über Berlin hinweg. Wir warten geduldig in der Hotellobby auf das Ende des Unwetters. Durch die Fenster sehen wir nasse Menschen, einige mit zerfetzten Schirmen in den Händen, andere mit Plastiktüten über den Kopf gezogen am Hotel vorüber stürmen. Das Unwetter lässt nach. Mit einem Schirm des Hotels bewaffnet machen wir uns auf den Weg. Am „Kultürzeit“ angekommen, trauen wir dem Wetterfrieden nicht recht und wollen im Innenraum Essen. Da gefällt es uns aber ganz und gar nicht und so riskieren wir einen nassen Po auf den Stühlen im Außenbereich.

Nacht_1Aber das Wetter ist uns gnädig. Zum Essen spielt sogar ein junger, englischer Straßenmusikant mit seiner Gitarre auf und singt den Gästen und damit auch uns ein Ständchen. Natürlich geht danach der Hut in Form eines Pappbechers herum und wir spenden ein paar Euros. Marion darf sich als Zugabe einen Titel wünschen. Mit „Bridge over troubled Water“ hat Marion den guten Sänger aber dann doch überfordert. Er weicht auf den Song aus, den er zuvor auch schon spielte. Mir drängt sich der gemeine Gedanke auf, dass der gute Mann vielleicht nur den einen Song beherrscht. Welch Bosheit in mir, kicher.

 

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